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Handreichung Kirchenmusik

Wert von Kirchenmusik – Wert eines Kirchenmusikers/einer Kirchenmusikerin

Eine kurze Reflexion im Sinne einer Handreichung zur eigenen Standortbestimmung
für Kirchenmusiker und Kirchenmusikerinnen im Bistum Trier

Die Synode im Bistum Trier hat durch die Formulierung der Perspektivwechsel grundlegende inhaltliche und damit auch organisatorische Prozesse in Gang gesetzt. Sie bietet auch auf dem Gebiet der Kirchenmusik neue Chancen. In diesem Zusammenhang sehen die Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker im Bistum die Herausforderung, sich ihrer Aufgabe neu bewusst zu werden. Eine wesentliche Fragestellung ist dabei: Wie kann ich speziell in meinem Tätigkeitsfeld gezielt auf die neu gedachte Situation reagieren, und wie kann Kirchenmusik zum Gelingen der Umsetzungsprozesse und damit zum Gelingen von Kirche in Zukunft beitragen?
Das bedeutet nicht, das Tätigkeitsfeld Kirchenmusik in all seinen Facetten neu erfinden zu müssen. Diese Situation beinhaltet aber für alle die Möglichkeit und auch die Verpflichtung, die  Potentiale kirchenmusikalischer Arbeit auf allen Gebieten kreativ einzubringen. Gleichzeitig entstehen naturgemäß auch Verunsicherungen. Gerade unter letzterem Aspekt ist es hilfreich, sich den Wert von Kirchenmusik bewusst zu machen. Damit wird dann auch die Bedeutung eines Kirchenmusikers/einer Kirchenmusikerin und seinem/ihrem Tun noch einmal deutlich.
Im „Geleitwort des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz“ zum Handbuch „Basiswissen Kirchenmusik“ (Carus-Verlag, Stuttgart 2009) heißt es: „Denn Musica sacra ist keine Funktion der Liturgie, sondern sie ist selbst Liturgie. Sie ist kein ornamentales Beiwerk des Gottesdienstes; vielmehr ist sie – sofern sie mit Andacht musiziert und gehört wird – dem Gebet kongenial, folglich für den Gottesdienst unverzichtbar.“ Das bedeutet, Musik in der Kirche, sei es in vielfältigen Formen von Gottesdienst oder in außerliturgischen Geistlichen Musiken, ist wesentliches Mittel zum Lob Gottes. Sie ist sowohl Dienst der Menschen untereinander als auch Ausdruck des Dienstes Gottes an uns.
Die Deutsche Bischofskonferenz betont: „Die Heiligkeit des Ortes fordert für künstlerische Ausdrucksformen innerhalb und außerhalb der Liturgie größtmögliche Qualität“ (Musik im Kirchenraum außerhalb der Liturgie, Bonn 2005). Das stellt eindeutig die Forderung nach Qualifikation in den Raum. Sie gilt in zwei Richtungen: Es bedarf der steten Pflege der eigenen Fähigkeiten und es braucht diejenigen, die anderen dazu verhelfen.
Wesentliche Potentiale birgt kirchenmusikalische Arbeit durch die Regelmäßigkeit und Kontinuität in den vielfältigen Gruppen. Das vermittelt Verlässlichkeit, ermöglicht Anbindung, stiftet Gemeinschaft und schafft Vertrauen. Kirchenmusiker und Kirchenmusikerinnen vermitteln und pflegen durch ihr Tun lebendiges Kulturgut. Die Persönlichkeit des Kirchenmusikers/der Kirchenmusikerin ist dadurch eine soziale Konstante und kann eine positiv prägende Wirkung auf Menschen aller Altersstufen haben.
Mein Wert als Kirchenmusiker in der Kirche
Ich verkündige durch Musik auf elementare Weise.
Ich bin ein leibhaftiger Musiker: Ich stehe für das, was ich tue.
Meine Musik ist live und handgemacht.
Ich schaffe durch lebendige Kunst Raum für spirituelle Erfahrungen.
Durch gemeinsames Singen und Musizieren ermögliche ich Gemeinschaft und das Gefühl, dazu zu gehören.
Durch mein Musizieren richte ich Menschen seelisch und körperlich auf.
Ich gestalte Räume der Freude, der Trauer, der Lebenswenden, des Trostes …
Ich unterstütze Seelsorge.
Ich übe Menschen in der Grundhaltung des aufeinander Hörens
Positive Entwicklung ermöglichen
Freiräume durch flexible und aufgabenorientierte Arbeitsverträge
Gemeinsames Erarbeiten von Aufgabenfeldern und Schwerpunkten
Sinnvolle Vernetzung von und mit kirchlichen Berufsgruppen, außerdem mit Kulturträgern, Kitas, Schulen, sozialen Einrichtungen etc.
Spirituelle Räume eröffnen und Erfahrungen ermöglichen durch Geistliche Konzerte, Chorkonzerte für Stadt, Kleingruppen-Andacht, Mittagsmusik, Gottesdienste mit kirchenmusikalischen Schwerpunkt
Wesentliche Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche kirchenmusikalische Arbeit
Um eine gelingende kirchenmusikalische Perspektive vor Ort erfolgreich umsetzen zu können, müssen Kirchenmusiker/Kirchenmusikerinnen in Entscheidungsfragen eingebunden sein. Dazu gehören zum Beispiel:
Welche kirchenmusikalischen Potenziale gilt es zu nutzen (z.B. schulisches Angebot, Kitas, Möglichkeiten zu Kooperationen, Neugründungen oder projektmäßige Zusammenarbeit von Chören)
Raumfragen (Welcher Bedarf an Räumlichkeiten besteht, auch in die Zukunft gedacht?)
Personalfragen (Was gibt es an kirchenmusikalischen Aufgaben, wer kann sie ausüben?)
Ausstattungsfragen (Instrumente, Archiv, Noten, EDV etc.)

Fazit: Kirchenmusik schafft Gemeinde und hat missionarische Wirkung. Dazu braucht sie ausreichend finanzielle und personelle Ausstattung. Im konstruktiven Gespräch sollten die Beteiligten diese Aspekte im Dreisatz Sehen – Urteilen – Handeln in den Blick nehmen.

Rafael Klar, Manfred Kochems, Burkhard Pütz, Thomas Sorger

Von ein bis fünf Manualen, von alt bis neu
3- tägige Orgelreise nach Leipzig im Juni 2017

Zu siebt machten wir uns mit einem kleinen Bus auf den langen Weg aus dem Saarland über Wittlich nach Leipzig.
Die Exkursion fing an mit den kleineren ein- bis zwei-manualigen Orgeln des Barock, dann folgten die größeren drei- bis vier-manualigen Orgeln der Romantik und es endete schließlich mit der größten, einer fünf-manualigen Orgel der Gegenwart. Die wohldurchdachte Reihenfolge war wie ein Gang durch die Orgelbaugeschichte anhand von Beispielen aus dem Raum Leipzig.
Die Zacharias-Hildebrandt-Orgel aus dem Jahr 1723 in der Kreuzkirche in Störmthal zählt zu den wertvollsten Orgeln Sachsens. Dies verdankt sie dem Umstand, dass sie weitestgehend im Originalzustand erhalten ist. Sie hat 14 Register auf einem Manual und Pedal und besitzt einen sehr kräftigen Klang.
In unmittelbarer Nähe, in Rötha, in der Georgenkirche, steht eine Orgel von Gottfried Silbermann von 1721. Mit 23 Registern auf zwei Manualen und Pedal ist sie fast wie ein Rolls-Royce unter den Barockorgeln.
Die nächste Station war in der Michaeliskirche am Nordplatz in Leipzig. Die Sauerorgel von 1904 ist mit ihrem vollen weichen Klang einmalig. Die Orgel ist bis auf ein Register (Cello 8‘) im Originalzustand erhalten und für romantische Literatur bestens geeignet.
Bei einem kurzen Blick in die Thomaskirche konnten wir auch den sanften Klängen dieser Sauer-Orgel lauschen, denn da hatte eine Orgel-Studentin gerade Unterricht.
Im Merseburger Dom steht die sehr berühmte Ladegast-Orgel mit vier Manualen und Pedal. Friedrich Ladegast (1818-1905) aus Weißenfels, hat 1853 bis 1855 in das alte Barockgehäuse ein vollständig neues Werk hinein gebaut, das bei mechanischer Traktur mit Schleifladen und 81 Registern und einem Stabspiel seinerzeit eine der größten Orgeln in Deutschland war. Nachdem wir erst die vielen Absperrventile für die Manuale und allein drei für das Pedal gefunden und geöffnet hatten, konnten wir die Orgel eingehend ausprobieren.
In der neuen Propsteikirche aus dem Jahr 2015, in der Nonnenmühlgasse, steht die neueste Orgel Leipzigs. Sie ist von der Firma Vleugels und wurde 2017 eingeweiht. Sie verfügt über 46 Register auf drei Manualen und Pedal. Die vielen verschiedenen Klangfarben wurden von Stephan Rommelspacher, ehemaliger Trierer Domkapellmeister, abwechslungsreich vorgestellt.
In der Nikolaikirche am Nikolaikirchhof in Leipzig steht das größte Instrument Sachsens, die Eule- Orgel aus dem Jahr 2004. Die Orgel wurde ursprünglich 1862 von Friedrich Ladegast erbaut. Heute verfügt sie über 103 Register mit mechanischen Schleifladen auf fünf Manualen und Pedal. Vorgestellt wurde die Orgel zunächst von der Dozentin der Musikhochschule Halle, Sr. Maria Wolfsberger, danach konnten auch wir selbst an der gigantischen Orgel spielen und Frau Wolfsberger half beim aufwendigen Registrieren.
Die Abende klangen kulinarisch aus und zwar im Brauhaus an der Thomaskirche und im Gasthaus Bayerischer Bahnhof. Die Unterbringung war in dem komfortablen Hotel Michaelis in der Paul-Gruner-Straße.